Dauerausstellung
Auftraggeber:
Stadt Geretsried
DIMENSION: 315 m2
Fertigstellung: 2013
Die einfach andere Geschichte - Museum der Stadt Geretsried
Was haben Kanarienvögel, Sprengstoff und Schokolade gemeinsam? Im Fall der bayerischen Stadt Geretsried eine ganze Menge — wie das von uns gestaltete Museum der Stadt einprägsam vor Augen führt.
Wenn eine Schokoladenfabrik im nationalsozialistischen Deutschland Lohntüten mit der Botschaft „Denk an deine Schweigepflicht“ ausgibt, so liegt die Vermutung nahe, dass hier Explosiveres als Schokolade hergestellt wurde. Und tatsächlich dienten die Ende der 1930er Jahre in die Geretsrieder Schwaige gesetzten Fabriken in Wirklichkeit der Herstellung von Sprengstoff. Und weil dieser die Haut der (Zwangs-)Arbeiter und Arbeiterinnen gelb färbte, nannte sie der Volksmund bald „Kanarienvögel“. Die Besetzung durch die Amerikaner beendete dieses unrühmliche Kapitel; die Ansiedlung von Heimatvertriebenen im Jahr 1946 markiert schließlich den eigentlichen Beginn der Stadtgeschichte von Geretsried, die maßgeblich durch die verschiedenen Kulturen, Fertigkeiten und Traditionen der Umsiedler geprägt wurde.
Diese Zweiteilung der Geschichte spiegelt sich auch in der Konzeption unserer Ausstellung wider, wobei wir uns den Umstand zu Nutze machten, dass das Museum aus zwei separaten Gebäuden besteht. So betreten die Besucher zunächst ein kleineres, dem eigentlichen Museum vorgesetztes Gebäude, was sie direkt in die Sprengstofffabrik befördert, bevor sie mit Kriegsende in die Situation der Vertriebenen versetzt werden, die nach Geretsried umsiedelten. Ihr Weg führt dabei über eine bewusst unbehaglich gestaltete, immer wieder Rückblicke in die Heimat gestattende Rampe ins Haupthaus des Museums. Hier steht dann zunächst eine Entlausung an, bevor detailreich das Barackenleben der Vertriebenen in Szene gesetzt wird. Wie sich Geretsried aus diesen Baracken durch die verschiedenen Kulturen, Fertigkeiten und Traditionen der angesiedelten Egerländer, Donauschwaben, Schlesier und Siebenbürger zu einer prosperierenden Stadt entwickelt hat, zeigt der Hauptteil der Ausstellung, umgesetzt als erlebnisreicher Mix aus Originalexponaten, Hörstationen und interaktiven Exponaten.