Dauerausstellung
Auftraggeber:
Staatliches Museum für Porzellan, Selb
DIMENSION: 400 m2
Fertigstellung: 2014
Porzellinerleben —
aus dem Arbeiten und Leben der Porzelliner in Europa
Porzellanikon — Staatliches Museum für Porzellan
„Gott gibt den Verstand, der Hopfen nimmt ihn.“ Diese Volksweisheit machten sich auch die bayerischen Porzellan-Fabrikanten im 19. Jahrhundert zu Nutze. Ihr Kalkül: Mit der Aussicht auf einige kühle Maß Bier störten sich die Arbeiter nicht an der Gluthitze der Brennöfen.
Und so begaben sich die Arbeiter, nur durch nasse Leinensäcke geschützt, in die noch über 80 °C heißen Öfen, um das frisch gebrannte Porzellan auszuräumen. Das half, die effizienzmindernden Abkühlzeiten zu minimieren und damit die Produktivität der Fabriken zu steigern. Versengte Kleidung und nach verbranntem Eiweiß stinkende Fingernägel wurden dabei als notwendige Übel in Kauf genommen.
Die aus heutiger Sicht untragbaren Arbeitsbedingungen sind aber nur ein Aspekt, der das Arbeitsleben der „Porzelliner“ Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmte – wie die von uns gestaltete Ausstellung im Porzellanikon Selb facettenreich zeigt. An historischer Stätte, rund um die denkmalgeschützten Brennöfen einer 1969 stillgelegten Porzellan-Fabrik, erarbeiteten wir in enger Zusammenarbeit mit dem Kuratorium des Museums eine neue Dauerausstellung, die den Besuchern anhand zahlreicher Objekte, beispielhaften Lebensläufen und interaktiven Stationen den Arbeitsalltag und das Alltagsleben der Porzelliner erlebbar macht. Dabei wechselt die Perspektive immer wieder bewusst vom Blick der Arbeiter zu dem der Fabrikanten – und zeigt auch, wie sich trotz teilweise gegensätzlicher Interessen eine große Verbundenheit zwischen den Unternehmern und ihren Arbeitern entwickelte.